RE: Zwölf Stunden Schichtarbeit im Zoo :Von Tanja Laninger

#1 von Gelöschtes Mitglied , 04.06.2010 09:58

Tiere sind Frühaufsteher - Tierpfleger also auch. Ihr Arbeitstag beginnt in der Nacht und dauert oft zwölf Stunden. Reich werden sie nicht. Aber viele sind glücklich
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hier der ganze text
Zwölf Stunden
Schichtarbeit im Zoo
Donnerstag, 3. Juni 2010 02:37 - Von Tanja Laninger

Tiere sind Frühaufsteher - Tierpfleger also auch. Ihr Arbeitstag beginnt in der Nacht und dauert oft zwölf Stunden. Reich werden sie nicht. Aber viele sind glücklich

04:45: Die Nacht geht, Ronny Henkel kommt. Er stellt sein Fahrrad ab, öffnet das Tor, geht zur Küche, holt Hafersuppe, füttert Knut und weitere 19 Eis-, Kragen-, Lippen-, Nasen- und Malaienbären. Frühstück im Morgengrauen.

06:00: Im Futtermagazin fährt Christian Toll das Rolltor hoch. Kistenweise lädt er Äpfel und Möhren, Bananen, Birnen, Salat, Reis, Kartoffeln, Knochen und Fleisch auf einen Wagen. Nachschub für Henkel und 19 weitere Revierchefs.

06:30: Kaffeepause im Tierkinderzoo, Peter Griesbachs Revier. Die Maschine gluckert, der Kocher sprudelt, das Radio dudelt. Griesbach, Henkel und Kollegen treffen sich zum morgendlichen Dreiklang: trinken, lesen, schweigen. Es ist Sonntag, es ist warm. "Die Bude wird voll. Aber erst später. Sonntags schlafen die Leute aus", sagt Griesbach. Die Bude ist der Zoo Berlin, mit 166 Jahren der älteste in Deutschland. Er fasst 35 Hektar, zählte 3,7 Millionen Besucher im vergangenen Jahr - oft wird es eng.

07:00: Im Zoo gibt es keine BSR. Die Tierpfleger machen sauber. Ihr Einstiegsgehalt: 1700 Euro brutto. Griesbach geht mit Schaufel, Besen und Schubkarre in die Gehege. Bis der Boden blank ist, müssen Poitou-Esel, Hinterwälder-Rinder und Zwergziegen im Stall warten.

08:00: Chefrunde. Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz geht jeden Morgen mit seinen Kuratoren alle Tierhäuser ab, erkundigt sich nach dem Befinden. Dann arbeitet er etwa zehn Stunden im Büro. Selbst wenn die Nacht ruhig war - die Gibbons brüllen morgens immer. Ihre Gesänge sind legendär.

08:55: Schlangestehen am Elefantentor. Lissi Petersen öffnet das Kassenhaus. Kontrolleur Hans Kaminski schiebt das Tor auf. Georg und Eveline Krüger aus Lichtenrade halten ihre Ehrenkarte hoch. "Die haben wir bekommen, weil wir oft spenden", sagt er.

09:30: Ein Revier weiter schießt Dieter Petersen Exkremente mit dem Schlauch von Wand und Boden, bei höchstens acht Grad im Pinguinhaus. Die Königspinguine drängen sich in einer Ecke. Als wären sie wasserscheu.

11:00: Petersen betritt den Robbenfelsen, einen Eimer Heringe in der Hand. Zur Fütterung dirigiert er zwei Seebären. 50 Zuschauer bewegen ihre Köpfe zu den Kommandos.

13:00: Mittagspause. Griesbach, Henkel und Petersen schwingen sich auf ihre Fahrräder, fahren drei Mal um die Ecke - und sind Zuhause. Sie wohnen im Zoo, wie rund 30 der insgesamt 220 Mitarbeiter.

13:30: Im Menschenaffenhaus warten die Schimpansen an der Tür. Fütterung. Draußen herrscht Gedränge, eine Mutter ruft: "Lara, Du musst bei uns bleiben." Es geht der Reihe nach, von den Schimpansen über die Orang Utans bis zu den Bonobos. Cheftierpfleger Reimon Opitz füttert Fatou, die 50 Jahre alte Gorilladame, von Hand: mit Nüssen, Erdbeeren und Salat.

14:00: Die Masse wogt bei Knut. Der Promi-Bär ist aufgeregt, läuft hin und her, streckt seine blaue Zunge raus. Er wartet auf Marcus Röbke. Der Tierpfleger kommt mit einer Schubkarre um die Ecke, teilt die Menge wie Moses das Wasser, springt über den Zaun und wirft mit Futter. Stück für Stück. Knut springt, Knut taucht, Knut hat zu tun. Die Handykameras laufen.

14:30: Im Futtermagazin endet die Morgenschicht. Tierpflegerin Monique Scholz hat Mais gekocht, Kartoffeln, Möhren und Reis. Sie hat das Futter für den nächsten Morgen abgepackt und an die Rampe geschoben, Boden und Bretter gewischt. Alles ist tierisch sauber.

15:00: Norbert Zahmel arbeitet auch mit Fisch. Er steht im schwarzen Neoprenanzug im Wasser, Basecup auf dem Kopf, Trillerpfeife im Mund. Zahmel trainiert die Seelöwen. Die Show ist ein Publikumsrenner. Kurz vor vier schließt er den Robbenfelsen ab und bereitet im Pinguinhaus mit Petersen das nächste Frühstück vor. "Wir haben eigene Tiefkühlzellen", sagt Petersen, "unsere Tiere verbrauchen 80 bis 90 Kilo am Tag - immer verschiedene Sorten."

16:15: Mario Barabasz lässt im Tierkinderzoo Esel, Rinder, Schweine und Ziegen in den Stall. "Um die Zeit sind die platt. Je nach Besucherandrang brauche ich nur mit dem Schlüssel ans Gitter zu klopfen, dann rasen die von alleine rein." Griesbach radelt zu den Ameisenbären. Das Paar hat Nachwuchs: Carlos. Reviertierpfleger Thomas Messinger strahlt vor Glück, als wäre Carlos sein eigener Sohn. Griesbach macht Aufnahmen. Er ist auch Zoofotograf.

18:00: Die Kassen schließen. Die Besucher dürfen bis 19 Uhr bleiben. Heimlich übernachten ist schwierig. Wachleute laufen Patrouille. Ronny Henkel ist daheim. Peter Griesbach besucht Petersen auf ein Bier. Die Nacht kommt.

Erschienen in der BERLINER MORGENPOST
am 4. Juni 2010


RE: Zwölf Stunden Schichtarbeit im Zoo :Von Tanja Laninger

#2 von GiselaH , 04.06.2010 21:00

Hallo Martina,

danke, dass du den Text des Artikel hier eingestellt hast.
Die Morgenpost will Euro für´s Lesen :roll: .

Ich finde gut, dass hier so schon aufgeführt ist, wie der Tag eines Tierpfleger tatsächlich aussieht. Da bleibt für´s Streicheln und Schmusen mit den Tieren nämlich nicht sehr viel Zeit.
Wer Tiere mag, wird diesen Job lieben und das trotz kurzer Nacht und schwerer körperlicher Arbeit.

GiselaH :winkewinke:

 
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RE: Zwölf Stunden Schichtarbeit im Zoo :Von Tanja Laninger

#3 von Goldammer ( gelöscht ) , 05.06.2010 17:27

Martina!
Das muss man nach und nach genau studieren, herzlichen Dank für Deine Mühe! Der Bericht ist äußerst interessant, und man sollte sich öfter mal daran erinnern!

LG
Goldammer

Goldammer

RE: Zwölf Stunden Schichtarbeit im Zoo :Von Tanja Laninger

#4 von agi , 07.06.2010 13:24

@Martina,
danke. Gerade eben in einer Schreibpause entdeckt.

Genau, so ist das Leben.
Voll gefüllt mit Arbeit, die aber zufrieden stellt.


Und der böse Direx, der sich ja so gar nicht um seine Schützlinge kümmert.......
;-)
:winkewinke:
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