RE: Digitale Gehegebeschilderung [...] am Beisp. des Zoo Berlins

#1 von Frans , 02.11.2011 13:29

Digitale Gehegebeschilderung in Zoologischen Gärten: Unter besonderer Berücksichtigung der Mehrsprachigkeit am Beispiel des Zoo Berlins

Ein Buch mit diesem Titel habe ich gefunden bei Amazon.co.uk.

Zitat von Amazon:
"Diese Arbeit hat das Ziel ein modulares Konzept und einen Prototyp für digitale mehrsprachige Gehegebeschilderungen zu entwickeln. Nach repräsentativer interner Erhebung des Zoo Berlins sind knapp ein Drittel der Besucher nicht deutschsprachig. Die fehlende Mehrsprachigkeit der Gehegebeschriftung war die Hauptmotivation für diese Arbeit. Die Grundlagen für die Konzeption waren Besucherumfragen im Zoo Berlin, die Anforderungen aus zoologischer und pädagogischer Sicht sowie ein Vergleich mit Beschilderungen anderer Zoos. Die Anforderungsdefinition sieht die Visualisierung in insgesamt acht Sprachen, die Strukturierung der Inhalte mit entsprechenden Überschriften, die Hervorhebung des Bedrohungsstatus sowie die Verwendung möglichst vieler grafischer Elemente vor. Durch den Einsatz moderner Technologien und die Trennung von tierspezifischen Daten, Strukturierung und Layout wurden mehrsprachige digitale Gehegebeschriftungen am Beispiel der Schilder für zehn Tierarten erstellt. Der Prototyp wurde am Touchscreenmonitor erfolgreich evaluiert. Die Applikation ist modular und lässt sich auf andere Beschilderungen im Bereich Freizeiteinrichtungen der Bildung und Erholung übertragen."

Das Untersuch ist ausgeführt von Frau Anja Schmidt. Sie ist, laut Amazon, "Master of Science und Medieninformatikerin, derzeitig in einem Forschungsprojekt verantwortlich für die Konzeption und technische Umsetzung einer Community-Plattform sowie für Multimediaproduktionen. Schwerpunkte sind u.a. die Strukturierung und Entwicklung von webbasierten Applikationen unter Berücksichtigung der Usability und Barrierefreiheit."

Es wird mich wundern, ob Zoo Berlin mit diese Arbeit (aus 2010) etwas anfangt, oder nicht.
Weisst jemand von ihr etwas mehr darüber?

:winkewinke:
Frans

 
Frans
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RE: Digitale Gehegebeschilderung [...] am Beisp. des Zoo Berlins

#2 von AdsBot [Google] ( gelöscht ) , 02.11.2011 14:35

Frans,

2006 wurde ein interdisziplinäres Forschungsprojekt namens BEAR für Studenten der Technischen Hochschule Berlin begonnen, in dem zum einen das energetische Gebäudemanagement der Tierhäuser bearbeitet werden sollte und zum anderen ein modernes Besucherleitsystem für den Zoo entwickelt werden sollte.Die Wall AG unterstütze das Projekt mit Knowhow und es wurden EU-Mittel bereitgestellt.

Dr. Uhlich und Dr. Lange haben das Projekt vonseiten des Zoos auf die Beine gestellt.

Zitat
"Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, gemeinsam mit der TFH ein so umfangreiches interdisziplinäres Forschungsprojekt auf die Beine zu stellen. Der Standort Berlin zeigt hier wieder einmal seine Stärken im Bereich von Forschung und Wissenschaft", betont Dr. Gerald R. Uhlich, Vorstand Zoo Berlin AG.

Das EFRE-geförderte BAER-Projekt umfasst die Entwicklung einer IT-gestützten Infrastruktur, mit der der Zoo Berlin seinen Besuchern zukünftig ein breites Informationsspektrum bietet. Ziel des innovativen Besucherinformations- und Besucherleitsystems ist eine verbesserte, mehrsprachige Information der Besucher zu ausgesuchten Themen. Netzgestützte Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglichen eine vertiefende Wissensvermittelung und neue Erlebnisse im Zoo Berlin. Gleichzeitig umfasst das Projekt BAER den Aufbau eines modernen Gebäudemanagements, das die speziellen klimatischen Lebensbedingungen in den Tierhäusern verbessert und hilft, Kosten zu senken. Darüber hinaus gilt es, die Grünanlagen verstärkt in das Konzept des Zoo Berlin einzubinden und Blickachsen sowie Beobachtungsmöglichkeiten zu den einzelnen Tierhäusern und Gehegen zu optimieren.

http://idw-online.de/pages/de/news187922

Die praktische Umsetzung der Ergebnisse des Forschungsprojektes zum Besucherleitsystem wurde vom Zoo abgelehnt.

Zitat
Da ist es vielleicht zwar schade, dass der Berliner Zoo das Konzept nicht umsetzen möchte, aber eine solche Gelegenheit für die Studenten an praktische Erfahrungen zu kommen ist nicht allgemein üblich. Die Absolventen haben gute Berufsaussichten, denn die von Immobilienunternehmen geprägte Berliner Wirtschaft braucht Spezialisten, heißt es.


http://www.detailx.de/news/archiv/rauch ... affenhaus/

Die Autorin des Buches, das Du gefunden hast,



hat an dem BEAR-Projekt teilgenommen, wie hier zu sehen ist

Zitat
EFRE-gefördertes BAER-Projekt
Bearbeiter:Anja Schmidt

http://tfh.konzeptpiraterie.de/baer.pdf

Die auswärtigen Besucher stellen den Löwenanteil der Besucher im Zoo. Nun hat der Zoo den Vorteil, dass es auf der Welt 7 Milliarden Bewohner gibt, von denen zig Millionen jedes Jahr auf Reisen sind. Auch nach Berlin. Mehr als 2 Millionen auswärtige / ausländische Gäste machen jährlich einen Abstecher in den Zoo.
Diese Besucher werden weiterhin ein Zeitfenster für einen Zoobesuch nutzen. Ob sie nun gezeigt bekommen, wo Knut gelebt hat oder nicht. Oder ob sie sich durchfragen müssen nach den interessantesten Tieren oder nicht. Darauf meint der Zoo sich verlassen zu können. Es ist also scheinbar nicht wichtig die Gäste dadurch zuvorkommend zu behandeln, indem man ihnen ansprechende Räumlichkeiten zur Erholung anbietet oder ein modernes Leitsystem und z.B. das Abfragen von Informationen über die Tiere per Smartphone. Wenn man das Ziel hätte, so viele Besucher anzuziehen, dass der Zoo sich selbst trägt, also, wie wir in einem Interview lesen konnten, 3,5 Millionen, dann müsste man signifikant mehr für die Gäste tun. Sodass sie zuhause erzählen, wie zuvorkommend man bei einem Zoobesuch behandelt wird.*

Barbara

* und das Verhältnis Anzahl Tiere / Anzahl Pfleger sowie das gesamte Management müssten so verbessert werden, dass die Häufigkeit der Katastrophenmeldungen aus dem Zoo erheblich gesenkt wird. Wer hat denn Lust in einen Zoo zu gehen, in dem scheinbar Viren und andere Parasiten das Regiment führen?

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RE: Digitale Gehegebeschilderung [...] am Beisp. des Zoo Berlins

#3 von Frans , 02.11.2011 15:14

Vielen Dank Barbara! Wow, bist du gut informiert! :clap: :clap: :clap:

Einfach schade das der Zoo mit diese Arbeit nichts tut. An deine Worte darüber ist nichts hinzufügen...

Nochmal Dank,
Frans

 
Frans
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RE: Digitale Gehegebeschilderung [...] am Beisp. des Zoo Berlins

#4 von AdsBot [Google] ( gelöscht ) , 02.11.2011 17:42

Danke Frans![/size]

[size=150]Danke Barbara!


Fabelhaft recherchiert! Fragt sich nur, in welcher Schublade dieses sinnvolle Projekt schlummert?
Unverständlich, dass das nicht umgesetzt worden ist.
Auch heute im Zoo kamen bestimmt siebzig bis achtzig Prozent der Besucher aus dem Ausland.

Bearnini

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RE: Digitale Gehegebeschilderung [...] am Beisp. des Zoo Berlins

#5 von BEA ( gelöscht ) , 02.11.2011 17:46

@Frans

es ist trauriig, daß man im Berliner Zoo recht wenig für die ausländischen Gäste anbietet.

Ich bin so beeindruckt von dem Zoo in Kiew, der neben der Landessprache auch eine englische Version bei der Beschilderung anbietet.

@Bearnini
und ich frage mich wie teuer diese Projekt gewesen ist, und wer es im Endeffekt gezahlt hat.
LG
Bea

BEA

RE: Digitale Gehegebeschilderung [...] am Beisp. des Zoo Berlins

#6 von AdsBot [Google] ( gelöscht ) , 02.11.2011 18:06

Danke für die "Blumen" Bearnini und Frans. : ) Ich hätte gern noch die spezielle "Rundablage" ( niederländisch: prullenbak ) präsentiert, in die das Projektergebnis im Zoo gegangen ist. Vielleicht hilft das hier weiter

Zitat
Zudem stockt ein von der Wissenschaftsverwaltung gelobtes Projekt mit der Technischen Fachhochschule und der Wall AG zu einem mehrsprachigen Besucherleitsystem . Dabei stehen die 40 Prozent ausländischen Zoo-Gäste bislang allein vor deutschsprachigen Schildern.

aus einem Artikel im Tagesspiegel über die nach Dr. Uhlichs Weggang zurückgefahrenen Aktivitäten im Zoo, die zu Gunsten der Besucher und positiv für die Einnahmen gewesen wären.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/wilde ... 86430.html

Bea,
die Bürger in Europa haben das zum Teil finanziert und die Steuerzahler in Deutschland über die Ausgaben für die Technische Hochschule. Die Studenten haben hoffentlich mit Erkenntnisgewinn profitiert.
Ich finde es immer sehr schade, wenn von der Verschwendung von EU-Mitteln die Rede ist. Das hier ist ein kleines Beispiel. Warum kann sich jemand hinstellen und sagen: "in meinem Zoo will ich diesen neumodischen Quatsch nicht" wenn ein Projekt EU-finanziert ist? ( Der Satz ist frei erfunden, aber das Ergebnis ist ja zu besichtigen. Bzw. nicht, da kein modernes Besucherleitsystem gibt. ) Die ZOOm Erlebniswelt Gelsenkirchen hat schon im Juni 2010 eine App für iphone und ipad vorgestellt

Zitat
ZOOM bietet unter anderem einen interaktiven Expeditionsplan inklusive Standortbestimmung, mit der man an jedem Punkt im Zoo Informationen, Bilder und Filme zu den Tieren erhält. Daneben können zahlreiche Auskünfte wie Öffnungszeiten, Anfahrt, Preise und Spiele heruntergeladen werden.
Der Leiter der ZOOM Erlebniswelt Arno Bilek ist begeistert, dass die Premieren-App für einen deutschen Zoo in der ZOOM Erlebniswelt umgesetzt wurde: „Wir freuen uns sehr, dass wir als erster deutscher Zoo dieses neue Informationsmedium für unsere Besucher nutzen können.


Klasse oder?

Barbara

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RE: Digitale Gehegebeschilderung [...] am Beisp. des Zoo Berlins

#7 von AdsBot [Google] ( gelöscht ) , 02.11.2011 18:13

Bea,

letztendlich der dumme Steuerzahler.
Denn dieses Projekt wurde nicht nur von der Wall AG gesponsert, sondern mit EU-Geldern bezahlt.
Und wer ist der größte Zahlmeister in der EU? Tja, soviel dazu. Und da soll es tatsächlich Menschen geben, die behaupten, der Zoo sei nicht antiquiert...

Bearnini

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RE: Digitale Gehegebeschilderung [...] am Beisp. des Zoo Berlins

#8 von GiselaH , 02.11.2011 19:31

Hallo Frans, hallo Barbara,

ich habe eure Beiträge mit großem Interesse gelesen.
Schade, dass der Zoo an eine Umsetzung dieses Projektes nicht interessiert ist.
Leider passt diese Haltung in das Bild, dass ich mir von der gegenwärtigen Zooleitung gemacht habe. Schade ...

Zitat
Es ist also scheinbar nicht wichtig die Gäste dadurch zuvorkommend zu behandeln, indem man ihnen ansprechende Räumlichkeiten zur Erholung anbietet oder ein modernes Leitsystem und z.B. das Abfragen von Informationen über die Tiere per Smartphone.



Gisela

 
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