RE: Tag 1 bei Ewa und Wilbär in Grönklitt am 17.03.2010

#1 von Ulli J , 24.03.2010 08:51

Als am Morgen des 17. März in das Flugzeug eingestiegen bin, habe ich nicht daran geglaubt, dass wir am frühen Nachmittag tatsächlich vor der Eisbärenanlage von Wilbär und Ewa stehen würden. Alles war so reibungslos abgelaufen, dass ich das Gefühl hatte, das alles könnte nicht Wirklichkeit sein. Kaum waren wir aus dem Flugzeug ausgestiegen und mit dem Bus zum Autoverleiher gebracht worden – das ist in Arlanda alles hervorragend organisiert und funktioniert völlig problemlos – saßen wir auch schon in unserem kleinen weißen Auto und rollten bei Bilderbuch-Winterwetter auf ziemlich leeren Straßen auf Orsa zu. Zielstrebig steuerten wir den Björnpark in Grönklitt an und kamen dort gerade noch rechtzeitig an, um die junge Frau an der Kasse zu verwirren, in dem wir noch eine Saisonkarte, die am 17. Mai endet, zu kaufen. Ich denke, sie konnte es nicht ganz glauben, dass wir wirklich die nächsten fünf Tage in den Bärenpark kommen wollten.



Dann ging es durch den tief verschneiten Park hin zur Polar World. Wir hatten damit gerechnet, dass man fünf Tage brauchen würde, um wirklich schöne Bilder von den Bären zu machen. Schließlich waren wir schon öfter einmal in einem Zoo gewesen und hatten nur schlafende Eisbären beobachten können und in Grönklitt besteht ja durchaus auch noch das Risiko, dass man die Bären irgendwo in weiter Ferne sieht oder sie sich entschlossen haben, in einer nicht einsehbaren Kuhle hinter einem Berg zu schlafen. Aber eigentlich hätten wir nach der ersten Stunde vor dem Gehege schon wieder nach Hause fahren können. (Doch dann hätten wir natürlich eine ganze Menge von den Abenteuern der beiden Eisbären verpasst.)



Wilbär und Ewa warteten quasi im ersten Gehege, dem kleineren der beiden, auf uns. Wilbär kugelte sich vergnüglich im Schnee, Ewa buddelte ein Loch. Das scheint eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen zu sein. Die Tierpflegerin Anette, mit der wir freitags gesprochen haben, erklärte uns, sie würde vermutlich das Wasser unter dem Eis hören und wäre neugierig, was denn da unter dem Eis ist. Ab und zu schaute Wilbär, was seine Partnerin denn da machte. Doch Ewa gab ihm deutlich zu verstehen, dass das ihr Loch war und er sich eine andere Beschäftigung suchen sollte.



Wilbär ist mächtig gewachsen, seit ich ihn vor 9 Monaten das letzte Mal gesehen habe. Er ist gerade dabei Ewa in der Höhe zu überholen. Und die war schon vor einem Jahr so groß wie eine erwachsene Eisbärin. Kräftiger als sie war er ja schon immer. Er wird bestimmt einmal ein richtig großer beeindruckender Eisbärmann wie sein Vater Anton. Dem ähnelt er schon jetzt mit seinem breiten Eisbärenkopf.



Leider haben auch die beiden Eisbären in Schweden wie viele andere Eisbären in diesem Jahr in diversen europäischen Zoos ein Problem mit dem Fell. Sie hatten Haarausfall, der vermutlich durch einen Befall mit Parasiten verursacht wurde, und mussten Medikamente bekommen. Jetzt ist das Fell wieder gewachsen, aber die beiden sehen ein bisschen seltsam aus. So als ob man sie auf dem Rücken geschoren hätte.



Die größte Veränderung seit dem Juni 2009 ist die Selbstverständlichkeit, mit dem sich die beiden Tiere in ihrer Anlage bewegen. Ich kann es schlecht beschreiben, sie verhalten sich vollständig anders, als die anderen Eisbären, die ich in Zoos beobachtet habe. Sie sind da, wo sie leben zuhause. Sie entscheiden, was sie machen, wo sie hingehen, wo sie schlafen. Sie ignorieren die Zoobesucher nicht, aber sie beachten sie nur, wenn sie Lust dazu haben. Es gibt in ihren Reich soviel zu entdecken, zu untersuchen, es gibt soviel natürliches Spielzeug, so viele Gerüche und Geräusche. Die beiden haben einen ausgefüllten Tag. Die Bären können den ganzen Tag durch die gesamte Anlage streifen – nur manchmal wird ein Teil abgesperrt, wenn dort z. B. Futter verteilt werden soll. Die Bären entscheiden, ob und wann sie in ihre Innengehege oder Ställe gehen.



Und Ewa und Wilbär haben zueinander gefunden. Sie folgen einander, schauen immer wieder nach, was der andere gerade macht. Und wenn sie Lust haben, dann spielen sie miteinander, laufen hintereinander her und kämpfen miteinander.



Jeder der Wilbär in Stuttgart erlebt hat, erinnert sich sicher noch daran, wie er die Zuschauer immer wieder an der Scheibe erschreckt hat. In Orsa hat er eine neue Variante dieses Spiels entwickelt. Er läuft mit Karacho auf den Zaun zu, hinter dem ein Zoobesucher steht und wirft sich in den Schnee und pustet den Zoobesucher an. Genauso wurden wir von der „Weißen Wampe“ begrüßt. So nah habe ich nirgendwo anders einen Eisbären ohne Scheibe dazwischen, die die Geräusche dämpft, gesehen. Und auf einmal störte mich auch der Abstand zwischen dem niedrigen Zaun, der die Zoobesucher von dem eigentlichen Gehegezaun trennt und ziemliche Probleme beim Fotografieren macht, nicht mehr. Ein bisschen Sicherheitsabstand zwischen mir und einem Eisbären ist dann doch ganz beruhigend.



Trotzdem hatten wir viel Spaß an dem Spiel. Wilbär ist da ziemlich demokratisch. Er „kümmert“ sich um alle Zoobesucher. Aber irgendwie erschien es uns an den 5 Tagen in Orsa, als ob wir besonders freundlich und häufig bedacht wurden. (Man darf ja ein bisschen unrealistisch sein.)



Nach einiger Zeit wanderten die beiden Bären dann hinüber zu dem größeren Gehege mit dem großen See - beide Seen sind fast vollständig zugefroren, es gibt nur zwei Löcher an der Stelle, wo eine Umwälzpumpe für einen Wasserwirbel sorgt. Hier schnappte sich Wilbär eine blaue Tonne und spielte damit.





Das interessierte dann auch Ewa, die zuerst eine Inspektionsrunde bei ihren alten Löchern unternommen hatte – sie musste in jedes wenigstens einmal den Kopf hineinstecken – beide kamen mit Tonne zur Scheibe hinüber und dann dachte wohl Wilbär, er müsse unser Herz brechen. Er kam ganz nah an die Scheibe und leckte sie genau da ab, wo wir standen, und schaute uns ganz, ganz tief in die Augen.



Es war leider Zeit zurück zum Auto zu gehen, denn im Winter schließt der Björnpark schon um 15:00. Aber wir hatten ja noch vier Tage vor uns, an denen wir die Bären besuchen konnten. Wir kauften in Orsa, das ungefähr 16 km von Grönklitt entfernt liegt, im Supermarkt unser Abendessen ein, bezogen unsere Ferienwohnung und freuten uns am Kaminfeuer über den gelungen Start in unser Winterabenteuer in Orsa.

Mehr Bilder (ein bisschen viele, sorry ich kann so schlecht auswählen.) gibt es hier:

http://www.flickr.com/photos/ullij/sets/...682980248/show/

 
Ulli J
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RE: Tag 1 bei Ewa und Wilbär in Grönklitt am 17.03.2010

#2 von Marina , 24.03.2010 09:03

Liebe Ulli

Ich kann verstehen, dass man von so einem Erlebnis sehr, sehr lange zehren kann. Das sind phantastische Bilder und machen echt Lust, sich auch mal auf diese Reise zu begeben.

Danke für Deinen Bericht

LG Frauchen Miezehumpf


Der große Reichtum unseres Lebens sind die kleinen Sonnenstrahlen, die jeden Tag auf unseren Weg fallen !

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RE: Tag 1 bei Ewa und Wilbär in Grönklitt am 17.03.2010

#3 von Ludmila , 24.03.2010 09:18

Hallo Ulli!
Danke für die schönen winterlichen Bilder.
LG

 
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RE: Tag 1 bei Ewa und Wilbär in Grönklitt am 17.03.2010

#4 von babs , 24.03.2010 09:25

Hallo UliiJ,

ich bin so neugierig, aber der Blick hat sich gelohnt. Es wird ein fest für die Sinne, wenn ich hier wieder einfalle um alles zu genießen.
Freude, ich habe Willbärs blaue Tonne gesehen, die liebte er doch so im ZOO.
Das Paradies auf Erden wird noch auf mich warten müssen, aber es läuft nicht weg.
Beschwingt und leicht wie eine Feder, mit breitem Lächeln im Gesicht, ran an die Pflicht!

LG babs :winkewinke:

 
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RE: Tag 1 bei Ewa und Wilbär in Grönklitt am 17.03.2010

#5 von Gelöschtes Mitglied , 24.03.2010 09:42

hallo ulli

erster tag in orsa und gleich bingo. :D
da fehlen einem echt die worte bei den fotos.traumhaft ist noch untertrieben.
die beiden haben da ne kleine wildnis und so leben sie auch,ungezwungen und fast frei.

da wird es ganz neue erkenntnisse in der e-bärhaltung geben.

und wenn sie dann noch problemlos jungtiere bekommen,dann ist wohl ein umdenken bei allen verantwortlichen in der e-bärhaltung gefragt.

l.g.martina :winkewinke:


RE: Tag 1 bei Ewa und Wilbär in Grönklitt am 17.03.2010

#6 von Gitta ( gelöscht ) , 24.03.2010 10:26

Hi Ulli :top:

Die Bilder aus Orsa sind wirklich absolut atemberaubend. :clap:
Es muss ein unvergessliches Erlebnis sein, einmal Eisbären in ihrer fast natürlichen Umgebung beobachten zu können. Mit Sicherheit ein lohnenswertes Reiseziel.

Genauso beeindruckend ist es mit Sicherheit, Großkatzen in ihrem Lebensraum zu besuchen oder Elefanten in ihrem Biotop zu sehen.

Nur darf man nicht den Fehler machen, dieses Umfeld auch nur annähernd mit einem Großstadtzoo zu vergleichen. (Du tust das nicht)

Das kann kein Zoo der Welt leisten.
Wobei wir wieder bei der leidigen Frage sind: Inwieweit ist es legitim, gewisse Tiere überhaupt in Zoos unterzubringen!?
Über die Vor- und Nachteile haben wir ja auch schon im Forum ausgiebigst diskutiert.

Für mich hat sich übrigens nie die Frage gestellt, ob Orsa eine Option für Knut ist.
Orsa und andere große Bärenparks (auch hier in Deutschland) sind eine Option für jeden Bären.

Nur, wenn man Tiere in Zoos unterbringt, hat man die moralische Verpflichtung (als der vermeintlich Stärkere :mrgreen: ), der ihrer Freiheit beraubten Tiere die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen und sie nicht nur unter dem Gesichtspunkt des Profits zu betrachten.

Wollen wir hoffen, dass sich alle Verantwortlichen dieser großen Aufgabe bewusst sind und bei ihnen Beruf von Berufung kommt.

Mein Wort in Gottes Gehörgang! :?

Gitta :winkewinke:

Gitta

RE: Tag 1 bei Ewa und Wilbär in Grönklitt am 17.03.2010

#7 von Mervi , 24.03.2010 11:59

Dear Ulli J,

Oh my, such beautiful photos - I'm running out of adjectives again!

By the way - I'm sure Wilbär was especially kind, friendly and 'showy' to you because he knew you've come all the way from Germany to meet him and Ewa!

Thank you once again!

Hugs from Mervi :winkewinke:


Semper Knut!

 
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RE: Tag 1 bei Ewa und Wilbär in Grönklitt am 17.03.2010

#8 von walli ( gelöscht ) , 24.03.2010 12:40

oh,

ulli ist das schöööööön. :D :D :D

ich bin so überglücklich das es wilbär und ewa so traumhaft haben :top: :top:

du hast eine wunderschöne zeit erlebt,einfach klasse. :clap: :clap: :clap:

das ganze macht mich aber auch traurig wenn ich an knut denke was er für eine zukunft vor sich hat. :-( :-(



ganz lieben dank für die wunderschönen bilder und berichte :-)

liebes grüssle walli :winkewinke: :winkewinke:

walli

RE: Tag 1 bei Ewa und Wilbär in Grönklitt am 17.03.2010

#9 von Viktor , 24.03.2010 13:06

Hallo Ulli,

dank Deines sehr anschaulichen und informativen Berichts habe ich meine Mittagspause in Orsa verbringen können. Dankeschön, und ich freue mich auf die Fortsetzung.

:winkewinke: Viktor

(der jetzt, aus schönen Träumen aufgewacht, wieder in Berlin angekommen ist und sich vor einem schön leckeren Schnitzel wiederfindet)


"Jeder Tag soll und muss seinen Sinn haben, und erhalten soll er ihn nicht vom Zufall, sondern von mir." (Rainer Maria Rilke)

 
Viktor
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RE: Tag 1 bei Ewa und Wilbär in Grönklitt am 17.03.2010

#10 von Gelöschtes Mitglied , 24.03.2010 14:08

die Bilder sind ganz toll. :clap: :clap:
Man sieht auf jedem Foto, wie wohl sich die
beiden hübschen Bären fühlen,ist eben ein
Eisbärparadies.
Vielen Dank für's zeigen
Cleo :winkewinke:


RE: Tag 1 bei Ewa und Wilbär in Grönklitt am 17.03.2010

#11 von Gelöschtes Mitglied , 24.03.2010 15:56

Hallo, Ulli,

es ist richtig ergreifend, dass zwei Zoo-Eisbären es so schön haben können. Soll die Eisbärengruppe dort noch vergrößert werden, so dass noch mehr Tiere in den Genuss dieses Paradieses kommen?

- Genau, Walli, so gehts mir auch.

Vielen Dank für den Bericht und die schönen Fotos.


RE: Tag 1 bei Ewa und Wilbär in Grönklitt am 17.03.2010

#12 von AdsBot [Google] ( gelöscht ) , 24.03.2010 16:48

Liebe Ulli! Dein Bericht und die Fotos sind absolute Spitzenklasse. Ich kann mir vorstellen, dass Du Dein Herz nicht nur an Wilbär, sondern auch an den ganzen Bärenpark verloren hast. :heart:
Das ist ein Paradies für jeden Eisbären!

Liebe Grüße

Yeo

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RE: Tag 1 bei Ewa und Wilbär in Grönklitt am 17.03.2010

#13 von AdsBot [Google] ( gelöscht ) , 24.03.2010 16:51

Hallo Möhre!

Vielleicht darf ich darauf antworten.

Diese Anlage ist geplant und ausgelegt für zwei Paare. So wie das im letzten Jahr verstanden habe kommt noch irgendwann das zweite Paar.

Wann das kommt liegt man wieder in der Entscheidung von Amsterdam, aber das kennen wir ja schon.

Nicht nur Ulli hat sein Herz an so einer Anlage verloren, aber ich weiß auch das das nicht überall so schön sein kann.

Auch Menschen leben in großen Villen, oder aber im Obdachlosenheim

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RE: Tag 1 bei Ewa und Wilbär in Grönklitt am 17.03.2010

#14 von Gelöschtes Mitglied , 24.03.2010 17:33

Danke, Duerener1.

...aber merkwürdiger Hinweis mit den Menschen in ihren Villen oder Obdachlosenheimen :think:

Viele Grüße :winkewinke:


RE: Tag 1 bei Ewa und Wilbär in Grönklitt am 17.03.2010

#15 von AdsBot [Google] ( gelöscht ) , 24.03.2010 17:41

Vielleicht sind meine Gedanken da etwas schneller gewesen wie meine Finger.

Ich habe im Kopf die Gehege verglichen und bis so auf die unterschiedlichen Gehege gekommen und wollte einen Vergleich bringen, der verdeutlicht, dass man nicht überall so ein Ding hinbauen kann.

Wenn ich Orsa mit einer Villa vergleiche, dann ist der Käfig in Tallin das Obdachlosenheim. Das Orsa ist die beste Gehege und Tallin bisher das schlechteste aus eigener Anschauung.

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Winter time for Ewa and Wilbär (Youtube-Video)
Ein Besuch bei Wilbär und Ewa in Orsa im März 2010

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